Rache wird kalt serviert, Schnaps nicht

Leider viel zu oft kommt die Expertise zum Verkosten von Edelbränden von wilden Apres-Ski-Parties. Der „Skihütten-Willy“ kommt stark gekühlt im Glas mit eine kleinen eingelegten Birnenfrucht. Daher denken viele automatisch, dass Schnaps üblicherweise kalt serviert wird.

Um dieses Phänomen näher zu betrachten, müssen wir in die Welt der Biologie eintauchen. Die Temperatur unserer Speisen und Getränke hat nämlich einen großen Einfluss auf unser Geschmacksempfinden. Wenn diese zu hoch oder zu niedrig ist, schmecken wir deutlich weniger. Daher schmeckt Eis direkt aus der Kühltruhe oftmals nach fast nichts – wird aber zunehmend besser und besser, wenn es sich allmählich erwärmt.

Wenn wir also Edelbrände kaltstellen und im Anschluss direkt verkosten, betäuben wir quasi unsere Geschmacksknospen und berauben die Frucht um die Möglichkeit, ihr höchstes Ziel – Freude zu bereiten – vollumfänglich zu erfüllen. Daher sollte Schnaps immer bei Zimmertemperatur verkostet werden, um den vollen Geschmack zu entfalten. So können sie in der Nase, am Gaumen und im Abgang sämtliche Aromen und Geschmacksnoten wahrnehmen und den Edelbrand in vollem Umfang genießen. In keinem guten Restaurant der Welt wird man Ihnen einen Edelbrand gekühlt servieren.

Nur minderwertige, oftmals industriell hergestellte Spirituosen werden kalt serviert, um ihren wahren Geschmack zu verdecken. Somit ist es am Ende vielleicht gar nicht so schlecht, dass der Skihütten-Willy eisgekühlt serviert wird…