Edel, fein, handgemacht
Im Vergleich zu Groß-Destillerien mit computergestützten Anlagen, setzen wir auf das klassische Doppelbrennverfahren. Das erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl und größte Aufmerksamkeit im Spiel mit den entscheidenden Temperaturniveaus. Genau darin liegt der Reiz des Schnapsbrennens als kreatives Handwerk.
Schlussendlich sind aber sowieso die Qualität des verarbeiteten Obstes und die reintönige Vergärung für ein Topprodukt ausschlaggebend. Der Brennvorgang als finaler Schöpfungsakt hat lediglich die Aufgabe, das vorhandene Herzstück sauber aus der Maische herauszuholen.
Einmal Rau + einmal Fein = doppelt gebrannt
Im ersten Schritt wird die fertig vergorene Maische zum sogenannten Raubrand verarbeitet. Dabei werden Alkohol und Aromastoffe von der verbleibenden Schlempe getrennt. Zu Beginn des Brennvorgangs kommt der Raubrand durchaus hochprozentig und auch geschmacklich sehr ansprechend. Bei sinkendem Alkoholgehalt schmeckt er aber zusehends leer und unharmonisch.
Aus dem gesammelten Raubrand wird im zweiten Schritt der Feinbrand in drei Fraktionen gewonnen. Geduld und langsames Anheizen sind entscheidende Faktoren für die saubere Abtrennung des Vorlaufs. Er enthält unerwünschte scharf riechende Substanzen mit niedrigen Siedepunkten. Diese gilt es durch exakte Dosierung der Heizleistung auszureizen.
Es folgt der Mittellauf, das berühmte Herzstück. Auch jetzt heißt es, besonders vorsichtig die richtige Temperatur zu halten und den Übergang zum Nachlauf rechtzeitig zu erkennen. Die meisten Aromastoffe kommen konzentriert im Mittellauf, manche aber auch an der Grenze zum Nachlauf. Erfahrung und sensorisches Geschick des Brennmeisters sind gefragt, um hier eine optimale Fraktionierung zu finden.
Vom Kessel bis zur Flasche
Das frisch gewonnene Herzstück hat einen Alkoholgehalt in der Größenordnung von 65% – 75%. Erste Kostproben lassen zukünftige Größe erahnen, schmecken aber meist noch etwas unrund und kratzig.
Das widerborstige Kind wird daher in Glasballons gelagert, wo es für mindestens zwei Jahre seine ungestüme Jugend ausleben darf und sich nach und nach zu einer reifen Schönheit mausert. Nun kann behutsam der letzte Zwischenschritt zur Vollendung in Angriff genommen werden, die Herabsetzung auf Trinkstärke, auch Verheiratung genannt. Wir verwenden dafür energetisiertes, rechtsdrehendes Hochquellwasser, mit dem das hochprozentige Elixier auf ca. 40% eingestellt wird.
Im letzten jugendlichen Anflug folgt sofort ein Aufbäumen unserer ungestümen Braut, als wenn sie sich gegen das Erwachsensein wehren und versuchen wollte, den unerwünschten Bräutigam wieder abzuschütteln. Das Ausleben dieser Ehekrise kann sich schon über einige Monate hinziehen, aber auch dafür haben wir gelernt, die nötige Geduld aufzubringen.
Schlussendlich ist ein ansprechendes, harmonisches Produkt herangereift, das nun Flasche für Flasche seiner Bestimmung entgegen gehen kann – den Genießer zu erfreuen und seine Sinne zu streicheln.